Das Martinsloch in Grindelwald

Martinsloch Grindelwald

Das Martinsloch in Grindelwald

Ein Naturschauspiel der besonderen Art: Das Martinsloch.

Wie an mehreren anderen Orten in der Schweiz, gibt es auch in Grindelwald ein Martinsloch. durch welches zu bestimmten Zeiten die Sonne (und der Mond) scheint. Das Loch befindet sich am östlichsten Ende des Eigers, unterhalb der Ostegg. Gutes Wetter vorausgesetzt, kann das Phänomen zwischen dem 24. November und dem 22. Januar täglich um die Mittagszeit herum beobachtet werden. Man muss sich nur am richtigen Standort befinden.

Das Martinsloch – Spannendes Lichtspiel am Eiger

Durch Einwirkung von Wasser, Hitze und Kälte entstehen in unseren Alpen die merkwürdigsten Formen: Auskolkungen durch Gletscherwasser und Feinschutt, Aushöhlungen in unterschiedlich harten Gesteinsschichten, ja sogar Löcher durch den kompakten Fels. Zwei schöne Beispiele dieser «bildhauerischen» Tätigkeit natürlicher Prozesse können am Unteren Grindelwaldgletscher beobachtet werden: das Martinsloch, auch Heiterloch genannt, hoch oben am östlichsten Ende des Eigers, der Ostegg, sowie eine gesässförmige glaziale Auskolkung nahe der Stieregg, der Martinsdruck.

Die Sage weiss dazu folgendes zu berichten:

«Vor Zeiten gab es im Talboden keinen Gletscher. Eiger und Mettenberg hingen aneinander, und keine an die fünfhundert Meter breite Schlucht zwischen Bäregg und Bonerren liess den Eisstrom passieren. Nur eine schmale Lücke, ein Hick im Fels, bot den zeitweilig hinter dem Felsriegel aufgestauten, mit Eisblöcken vermischten Schmelzwassern Durchlass. In hohen Fällen brauste dann der Gletscherbach über Felsstufen in den Wald herab. Der Druck der Wasser- und Eismassen konnte aber gar mächtig werden. Dann gab der Damm oben da und dort nach, und herunter brach eine verheerende Flut, alles mitreissend und zerstörend, was sich ihr in den Weg stellte, Haus und Scheuer, Mensch und Tier.

Am Fuss der Felswand lebte in einer Höhle Martin, ein Mann gross von Gestalt und Kraft. Er geriet bei diesen Ausbrüchen der Wasser- und Eismassen selber in Lebensgefahr, aber mehr noch erbarmten ihn die Talbewohner. Da musste Abhilfe geschaffen werden. Er stieg hinauf in die enge Lücke, lehnte sich mit dem Rücken an die Mettenbergseite, die Füsse und den Stock stemmte er gegen den Eiger. Jetzt ein gewaltiges Stossen und Drücken, und ein Krachen ging durch die Berge, die voneinander rückten. Es war geschafft: weit klaffte nun die Lücke, das Wasser hatte seinen genügend grossen, regelmässigen Abfluss, allerdings drängte dann auch der Gletscher nach, aber langsam und ohne Gefahr für die unten Wohnenden. Martin aber hatte bei seiner gewaltigen Anstrengung mit dem Stock ein Loch durch den Eiger gestossen, und sein mächtiges Hinterteil hatte sich tief in das Gestein des Mettenbergs eingedrückt, heute noch sichtbare Zeichen des Bergversetzers, «Martinsloch und Martinsdruck genannt», ein Denkmal für ewige Zeiten.» (aus: Rudolf Rubi, Challigrosi und Muggestutz – Grindelwalder Sagen, 1981)

Martinsloch – Der Riese Martin.

Martinsloch heisst es deshalb, weil die Entstehung des Felsentors der Überlieferung nach aus den am Mettenberg hausenden Riesen Martin zurückgehen soll: Vor Urzeiten hat dieser den Eiger und den Mettenberg eigenhändig auseinandergedrückt – und dabei mit seinem Stock, mit dem er bei seinem Kraftakt ausglitt, das besagte Loch geschlagen.

Von der Ferienwohnung im Chalet Anemone kann man Mettenberg und den Eiger wunderbar bestaunen. Ob man den Riesen Martin noch sieht, können wir leider nicht bestätigen.